SPD Herzberg am Harz

"Gemeinsam Herzberger Zukunft gestalten"

Der Borkenkäfer und die Trockenheit

Veröffentlicht am 26.01.2019 in Ortsverein

Dietmar Sohns referierte vor den interessierten Zuhörern

Dietmar Sohns vom Forstamt Riefensbeek der Niedersächsischen Landesforsten über das Waldsterben.

Herzberg. In der Jahreshauptversammlung des SPD Ortsvereins Herzberg referierte Dietmar Sohns, Betriebsdezernent beim Forstamt Riefensbeek der Niedersächsischen Landesforsten, zum Thema „Waldsterben und die Auswirkungen des trockenen Sommers“. Zu den Niedersächsischen Landesforsten gehörten die vier Forstämter Clausthal, Lauterberg, Seesen und Riefensbeek, erläuterte der Dezernent, daneben gebe es die Stadtforsten in Goslar, Osterode und Bad Sachsa, den Privatwald Herzberger Grafenforst und weitere kleinere Waldbesitzer.
 

Weiterhin schickte Sohns einen Überblick über die Schutzgebiete voraus, bevor er zur Entwicklung der Wetterlage der Jahre 2017 und 2018 kam. „Mit einem Starkniederschlag überwiegend im Nordharz Ende Juli begann ein außerordentlich nasses zweites Halbjahr 2017. Es gab ein Niederschlagsplus von ca. 500 mm im Vergleich zum Durchschnitt.“
Am 18. Januar 2018 habe dann das Sturmtief Friederike Windwurfschäden in einer Größenordnung des Jahreseinschlages der Forstämter verursacht, da der aufgeweichte Boden durch den Niederschlagsüberschuss aus 2017 die Standfestigkeit der Bäume erheblich beeinträchtig habe. „Dieses Holz musste zügig bis Ende Juni aufgearbeitet werden, damit es dem Borkenkäfer als Brutmaterial entzogen wird.“ Was auch größtenteils gelungen sei. Dabei seien die Sturmschäden im Solling sogar noch größer als im Harz gewesen.

Der trockene Sommer 2018

„Von April bis November 2018 fielen kaum Niederschläge, die Temperaturen in diesem Zeitraum waren die höchsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“, so Dietmar Sohns weiter. Durch die Trockenheit in Verbindung mit den hohen Temperaturen sei es zu einer Massenvermehrungen von Borkenkäfern gekommen. Die Selbsthilfe-Strategie der Bäume, die Käfer durch Harzfluss zu ersticken, funktioniere allerdings nur bei guter Wasserversorgung, was im Sommer 2018 leider nicht der Fall gewesen sei. Was wiederum die Schäden durch die Borkenkäfer vergrößerte, da diese als wechselwarme Tiere bei hohen Temperaturen besonders aktiv seien.
„Der Sturm Friederike hat nicht nur großflächigen Windwurf wie bei Kyrill fast exakt elf Jahre zuvor, sondern auch diverse Einzelwürfe auf großen Flächen verursacht. Dies machte die Beseitigung der Sturmschäden nicht nur extrem aufwendig, sondern führte auch großflächig zu viel bruttauglichem Material für die Käfer.“ Dieses unglückliche Zusammenwirken der extremen Witterungseinflüsse 2017 und 2018 habe im Spätsommer 2018 zu einem Schaden in der Größenordnung eines weiteren Jahreseinschlages durch den Borkenkäfer und die Dürre geführt.

Bewältigung der Schäden

Da sowohl im Frühjahr als auch im Herbst 2018 Schäden in der Größenordnung von zusammen zwei Jahreseinschlägen verursacht wurden, musste der Holzmarkt demzufolge die doppelte Menge Nadelholz aufnehmen. „Dies hat zu einem Preisverfall in einer Größenordnung von rund 60 Prozent geführt. Neben der Belieferung der Stammkunden aus möglichst nahen Lieferorten, damit die Logistik zu bewältigen war, wurden große Teile der Holzes eingelagert oder exportiert.“ Zudem würden weitere neue Einlagerungsmöglichkeiten auch für Käferholz aus dem kommenden Frühjahr geplant. Und der Export von Nadelholz zum Beispiel nach China, anderen asiatischen Ländern und nach Skandinavien mit bewährten Geschäftspartnern werde fortgeführt.
Aufgrund der Großflächigkeit des Borkenkäfer-Befalls und den engen Zeiträumen zur Bekämpfung der Schäden werde es nicht gelingen, jeden frischen Stehendbefall rechtzeitig zu sanieren und so weiteren Befall zu unterbinden. Es müssten also klare Prioritäten innerhalb der Forstbetriebe gesetzt werden. Kriterien dabei seien unter anderem die Nachwuchssituation, die Nähe zu Ortschaften oder Erholungsschwerpunkten, die Nachbarschaft zu anderen Waldbesitzern. Wichtig sei auch, größere Revierteile zu stabilisieren, um Vermögensschäden zu mindern, die waldbaulichen Ziele zu erreichen und weitere Handlungszwänge zu vermeiden.

Schäden beinhalten auch Chancen

„Jeder schwere Schaden beinhaltet auch Chancen für einen Neuanfang“, schloss Dietmar Sohns. „Die Aufarbeitung der Schadhölzer macht Waldflächen für neue Waldbestände frei.“ So gebe es beispielsweise die Chance, auch einen Baumartenwechsel durchzuführen. „Wir versuchen, den Wald zu formen.“ Sohns hatte an früherer Stelle schon den überproportionalen Fichtenbestand im Harz als Folge der Wiederaufforstung nach dem 2. Weltkrieg erläutert. Da Fichten schneller wachsen als andere Baumarten seien diese angepflanzt worden, da man von schnellen und hohen Holzbedarf in der Folgezeit ausgegangen sei.
Die heutzutage vorliegenden Daten der forstlichen Standortkartierung ermöglichten inzwischen die exakte Planung von zukunftsorientierten gegen den Klimawandel resistenten Waldbeständen auf den Schadflächen. Dabei steht das Niedersächsische LÖWE-Programm Pate. Das Programm hat das Ziel, den Landeswald in nachhaltiger und wirtschaftlicher Weise durch eine umfassende Pflege der Waldökosysteme so fortzuentwickeln, dass im I­nteresse des Allgemeinwohls seine Leistungsfähigkeit und Nutzbarkeit dauerhaft gesichert werden.

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